Wanderschule Newsletter November 2023

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Liebe Mitglieder und Freunde

Es ist eine Herzensangelegenheit der Wanderschule und ein zentrales Element in all unseren Aktivitäten, Menschen zu befähigen und Know-how zu vermitteln, indem wir neue Ausbildungsinitiativen und Netzwerke schaffen und unterstützen. In einem Erasmus+ Projekt konnten wir internationale Beratertrainings ins Leben rufen, die einzigartige Möglichkeiten für sehr praxisorientierte Gruppentrainings bieten, die junge BeraterInnen auf ihrem Weg in die biodynamische Beratungsarbeit stärken. Wir freuen uns, zu begleiten und zu beobachten, wie eine neue Genera:on von Beratern heranwächst. In Kombination mit anderen Aktivitäten, wie z.B. dem kollegialen Austausch unter jungen biodynamischen Vereinigungen, stärkt dies eine lebendige und wachsende biodynamische Bewegung. In einem achtsamen und offenen Prozess passen wir unseren Ansatz ständig an und gewinnen so auch die Anerkennung unserer Unterstützer, die die Umsetzung unserer Projekte erst möglich machen.
Eva Gehr und Reto Ingold

„Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.“

International Training Initiatives
Demeter-Organisationen aus Mittel- und Osteuropa

Trotz der großen Nachfrage nach Qualitätslebensmitteln entwickelt sich die biologisch-dynamische Landwirtschaft in Osteuropa nur sehr langsam. Einer der Gründe dafür ist der geringe Kenntnisstand der Landwirte über die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, da es an Werbung, Lehrmaterial und qualifizierten Beratern fehlt, die die Bedingungen der Länder dieser Region und die lokale Sprache kennen. Unsere Verbände ergreifen verschiedene Maßnahmen, um diese Situation zu ändern.

Seit 2018 arbeiten die osteuropäischen biodynamischen Anbauorganisationen eng zusammen und tauschen ihre Erfahrungen aus. Sie beteiligen sich gemeinsam an internationalen Projekten, um die notwendigen MiCel für die Finanzierung von Lehrmitteln und die Ausbildung von Beratern aufzubringen. Auf der internationalen Trainer&Teacher Conference im November 2019 in Dornach, Schweiz, wurden Ideen für zwei Bildungsprojekte in Osteuropa geboren. Sie waren das Ergebnis der Arbeit von zwei Arbeitsgruppen. In der ersten Arbeitsgruppe Lernmaterialien für die biologisch-dynamische Landwirtschaft – Was haben wir? Was fehlt uns?“, die moderiert wurde von: Jakob Ganten (Netzwerk Biodynamische Bildung gGmbH) und Laura Bertzbach moderiert wurde, wurde die Frage diskutiert, welche Lernmittel ein moderner biologisch-dynamischer Landwirt braucht. In der zweiten Gruppe, die von Reto Ingold (Wanderschule) und Maja Kolar (Demeter Slowenien) geleitet wurde, tauschten sich Vertreter von Demeter-Organisationen aus der Tschechischen Republik, Litauen, Deutschland und Polen sowie aus Lateinamerika über das Thema „Wie können wir Know-how-Kapazitäten in kleinen biodynamischen Vereinigungen aufbauen – Erfahrungen mit der Entwicklung von Schulungen in Slowenien“ aus.

Das erste diskutierte Projekt, an dem Demeter-Organisationen aus Osteuropa beteiligt sind, ist ein Erasmus+ Projekt zur Ausbildung von Beratern in biologisch-dynamischer Landwirtschaft, die unsere Realität und Sprache kennen (in der Tschechischen Republik, Litauen, Polen und Slowenien). Das Projekt Capacity building in biodynamischer Ausbildung und Beratung wird von der deutschen Organisation Wanderschule koordiniert. Es nehmen bis zu zwanzig Personen daran teil. Die gesamte Gruppe umfasst jeweils drei bis sechs Personen aus der Tschechischen Republik, Litauen, Slowenien und Polen.

Die Beraterkandidaten treffen sich auf Betrieben, die an einer Umstellung auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise interessiert sind und entwickeln dann unter Anleitung von Experten der Wanderschule (Reto Ingold, Stephan Illi, Georg Meissner) Umstellungs- und Beratungskonzepte für diese Betriebe. Am Ende des Projektes, voraussichtlich Ende Februar 2024, wird eine Gruppe von Personen zur Aufnahme in die Beraterliste des BFDI (Biodynamic Federation Demeter International) empfohlen.

Vier der geplanten fünf Ausbildungsveranstaltungen liegen bereits hinter uns. Das zweite Treffen fand im Oktober 2022 in Polen statt. Die Teilnehmer waren Landwirte aus der Wojewodschaft Westpommern. Die zukünftigen Berater wohnten auf dem Gelände der Stanisław-Karłowski-Stiftung in Juchowo, wo sie die Gelegenheit hatten, Polens größten biodynamischen Betrieb mit einer Fläche von 1.900 Hektar sowie die Käserei Juchowska Piwnica kennenzulernen, die die Heumilch des dortigen Betriebs verarbeitet. Hier wird hoffentlich bald die erste DEMETERzertifizierte biodynamische Käserei in Polen entstehen – auch mit Hilfe der zukünftigen Berater, die im Rahmen der Ausbildung einen Plan für die Umstellung auf die biodynamische Wirtschaftsweise erstellt haben.

Die Kursteilnehmer besuchten auch nahe gelegene Betriebe, die an einer Umstellung auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise interessiert sind. Diese waren: Der Biohof Kolin, wo Agata Tygielska und Piotr Kowalski Schafe und Legehennen auf der Weide halten, und der Hof von Dariusz Unieżycki im Dorf Zagórze mit Rindern auf der Weide.

Zur Erinnerung – das erste Treffen fand im April 2022 in der Tschechischen Republik statt. Es wurde auf dem Betrieb EKOFARMA PRO-BIO im Dorf Velké Hostěrádky in Mähren in der Nähe von Brünn organisiert, wo neben Getreide auch Buchweizen, Sorghum, Erbsen, Perlhirse, Klee und Luzerne angebaut werden. Auch die Tierhaltung, d. h. Schweinemast und Schafzucht, wird betrieben. Wir besuchten auch den Weinberg von Kutná hora, wo nach den Grundsätzen der Biodynamik Trauben von höchster Qualität erzeugt werden, die zu hervorragenden Weinen führen. Wir besuchten auch Bauernhöfe in der Nähe von Olomouc, die von leidenschaftlichen biodynamischen Landwirten betrieben werden, die Gemüse und Obst anbauen und Rinder, Schweine und Hühner züchten. Schließlich besuchten wir den Getreideverarbeitungsbetrieb PRO-BIO in Staré Město bei Šumperk, den ersten tschechischen Bio-Lebensmittelhersteller.

Im Jahr 2023 wurden die Projekttreffen von den biodynamischen Vereinigungen in Litauen und Slowenien ausgerichtet. Wir bekamen eine große Vielfalt an Betriebstypen zu sehen, von sehr kleinen, vielfältigen Betrieben, spezialisierten Winzern auf dem Balkan bis hin zu großen Betrieben mit Getreide und Hanf in den baltischen Staaten. Im Januar 2024 ist ein Treffen in Deutschland in der Region Hohenlohe geplant, um das Projekt abzuschließen.

Das zweite Projekt, an dem Organisationen aus unserer geografischen Region beteiligt sind, ist eine Bildungsinitiative, die ebenfalls auf die bereits erwähnte Konferenz 2019 in Dornach zurückgeht. In einer Rede, die die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zusammenfasste, wies Jakob Ganten auf die Notwendigkeit eines Handbuchs für biologisch-dynamische Landwirte hin, das den Erwartungen an eine moderne Ausbildung entspricht.

Wir sind überzeugt, dass das zwischen den Organisationen in Osteuropa entwickelte Modell der Zusammenarbeit zu weiteren Projekten führen wird, die zur Entwicklung der Organisationen und zur Verbreitung der biologisch-dynamischen Landwirtschaa in unserer Region beitragen.
Paweł Bietkowski,
Waldemar Fortuna,
Demeter-Polska Association

Kofinanziert-von-der-Europaeischen-UnionLizenzangabe des Beitrages CC-BY-NC-SA

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