Vernetzung auf europäischer, internationaler Ebene unter dem Schirm der Wanderschule

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Vernetzung auf europäischer, internationaler Ebene unter dem Schirm der Wanderschule

(BFDI Newsletter Februar 2025)
Kurz vorm Nikolaustag trafen sich 24 Vertreter biodynamischer Organisationen aus 12 Ländern Nord-, Ost- und Südeuropas (SLO, LAT, CRO, UA, EST, SRB, DK, LIT, FIN, GR, CZ und SK) in Prag auf dem Campus der Tschechischen Universität für Biowissenschaften, um zu diskutieren, sich gegenseitig zu inspirieren und voneinander zu lernen für die weitere Entwicklung der biodynamischen Bewegung in ihren Ländern.

Jede/r Teilnehmer/in hat seinen/ihren eigenen Weg zur Biodynamik. Es kann eine Fortsetzung der Tradition sein, die bereits in der Familie verankert ist, wie im Fall von Andreja Videmšek, einer Demeter-Landwirtin und Vorsitzenden eines lokalen biodynamischen Verbandes in Slowenien, oder eine sehr persönliche Entscheidung wie im Fall des biodynamischen Landwirts und Gärtners Frank Gundry-White, der Estland vertritt und zur Biodynamik kam durch die „heilende Verbindung zu etwas Größerem und Ganzheitlichem – dem Leben der Erde“, oder wie Sonja Vavken, die Vorsitzende des Dachverbandes der biodynamischen Vereinigungen in Slowenien, die die Biodynamik fand auf der Suche nach einer gesunden Methode zur Lebensmittelproduktion.

Unsere unterschiedlichen Wege führten uns zum zweiten Mal nach Prag. Eva Gehr, Georg Meissner und Hans Supenkämper, das Team der Wanderschule, das sich in diesem Jahr leider von unserem lieben Kollegen Reto Ingold verabschieden musste, führte uns Teilnehmer zu einem Austausch über erfolgreiche Projekte und Herausforderungen, denen wir im vergangenen Jahr begegnet sind, und ermöglichte uns einen Blick auf mögliche zukünftige Schritte.

In allen Ländern besteht ein großer Bedarf an der Entwicklung eines Marktes für Demeter-Produkte, der derzeit unzureichend oder praktisch nicht vorhanden ist. In vielen Ländern beobachten wir auch eine Stagnation bei der Zahl der neuen Landwirte und ein nachlassendes Interesse an der Landwirtschaft bei jungen Menschen. So wurde beispielsweise in Dänemark erwähnt, dass man sich darauf konzentrieren möchte, junge Menschen für die biologisch-dynamische Landwirtschaft zu gewinnen. In diesem Zusammenhang erwähnte die tschechisch-slowakische Organisation eine neue praxisbasierte Hochschule für ökologische und biologisch-dynamische Landwirtschaft – Farmářská škola (Landwirtschaftsschule), die das Potenzial hat, junge Menschen, die sich für Ökologie und Nachhaltigkeit interessieren, in die Landwirtschaft zu bringen.

Die meisten Teilnehmer hatten sich bereits im letzten Jahr getroffen, so dass es möglich war, ihre Situation über ein Jahr hinweg zu verfolgen. Wie zum Beispiel in Slowenien, wo sie erfolgreich verschiedene Programme für die Öffentlichkeit vorbereiten und, wenn möglich auch das Ministerium für Landwirtschaft einladen. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Veranstaltung war ein ganzer Wochenend-Workshop über Biodynamik für Eltern von Waldorfschulen (einschließlich Workshops für die Kinder, um den Eltern die Teilnahme zu erleichtern). Einen weiteren Schritt machte zum Beispiel Kroatien, wo die Biodynamische Vereinigung mit dem Namen DUGA (Družstvo Za Biološko-Dinamiško Gospodarenje), vertreten durch die Präsidentin Dr. Dijana Posavec, die Mitgliedschaft bei BFDI beantragte.

Worte, die immer alle in der Gruppe berühren, sind die der Vertreter aus der Ukraine. In diesem Jahr erwähnte Yevgeniia Yuschenko, die Präsidentin der Biodynamischen Vereinigung der Ukraine, eine große Offenheit der Bevölkerung für biologische und biologisch-dynamische Landwirtschaft, aufgrund der Selbstversorgung und auch wegen dem Bedürfnis nach wirklich gesunden Lebensmitteln und Böden. Die Krise kann uns in der Tat dazu motivieren, uns echten Werten zuzuwenden.

Einige der Teilnehmer waren neu auf der Tagung, wie z.B. Lina Lasithiotaki, die für eine ökologische Zertifizierungsstelle arbeitet und den biodynamischen Verband Griechenlands vertritt. Frau Lasithiotaki erwähnte, dass sie die biologisch-dynamische Landwirtschaft als einen Teil der Lösung für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Landwirtschaft sieht, was sie motiviert, sich für die Wiederentwicklung der biodynamischen Bewegung in ihrem Land einzusetzen.

Während jedes Land mit seinen speziellen Problemen konfrontiert ist, ist es für alle wichtig, die Biodynamik zu fördern. Der Schlüssel dazu scheint Offenheit, Kooperation und Kommunikation zu sein, was andere Bewegungen wie regenerative, biologische oder nachhaltige Landwirtschaft nicht ausschließt. In diesem Zusammenhang tauchte auch eine Frage auf: Wie macht man eigentlich einen guten biodynamischen Einführungskurs?

Ein weiteres wichtiges Thema im Programm wurde von Maja Kolar, Co-Präsidentin von BFDI und Vertreterin der biodynamischen Bewegung in Slowenien, vorgestellt, die den langwierigen und schwierigen Prozess der Sicherstellung der lokalen Kontrolle und Zertifizierung in ihrem Land beschrieb. Dies eröffnete eine fruchtbare Diskussion, aus der die Notwendigkeit einer Vereinfachung und Transparenz in diesem Bereich hervorging.

Natürlich war das Treffen auch voll von der wesentlichen Lebensqualität, Spaß und Humor. In diesem Zusammenhang haben einige von uns die gewagte Idee eines biodynamischen Merchandise aus Finnland sehr geschätzt, zu finden unter diesem Link.

Nach einem dreitägigen Treffen mit vielen Vorträgen und thematischen Inputs nehmen wir alle Inspiration und Motivation für die nächsten Schritte in diesem Jahr mit. Wir hoffen, dass Reto Ingold uns von der anderen Seite mit grosser Freude zuschaut, wenn sich die Menschen weiterhin treffen und an dem arbeiten, was er seit vielen Jahren initiiert und getragen hat.

Im Namen der Teilnehmer möchten wir Jan Trávníček und Adam Brezáni für die hervorragende Organisation des Treffens danken und freuen uns auf das nächste Treffen.

Jana Vanickova, Demeter Czech&Slovakia

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